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Der Fahrstuhl um Mitternacht

Der Tag war lang, der Himmel über der Stadt grau. Als Lea den Fahrstuhl betrat, war es kurz vor Mitternacht. Sie drückte den Knopf, schaute aufs Handy – dann stoppte der Lift.

Ein Ruck. Ein Klacken. Dann: Stille.

Sie war nicht allein.

Ein Mann stand auf der anderen Seite des kleinen Raums. Dunkle Jacke, Drei-Tage-Bart, ruhiger Blick. Er war nicht nervös. Eher gelassen.

„Perfektes Timing“, sagte sie trocken.

Er lächelte. „Gibt schlechtere Orte, um mit einer Fremden zu reden.“

Aber sie redeten kaum. Die Minuten vergingen. Die Enge im Raum ließ jeden Atemzug deutlicher spüren, jede Bewegung intensiver erscheinen.

Ihre Knie berührten sich leicht. Zufällig? Vielleicht. Vielleicht nicht.

„Wenn das hier noch länger dauert…“, flüsterte sie irgendwann, „dann will ich wenigstens etwas fühlen.“

Sein Blick veränderte sich. Wurde tiefer. Keine Fragen. Nur Nähe.

Langsam. Kein Überfall. Nur Finger, die sich tastend fanden. Ein Hauch an ihrem Hals, ihre Hand an seinem Kragen. Die Luft war dicht – nicht vom Sauerstoffmangel, sondern von Anziehung.

Sie küssten sich, leise, langsam. Die Welt draußen existierte nicht. Nur ihre Körper, die in diesem Moment verschmolzen. Ihre Bewegungen: weich, neugierig, langsam – wie ein Tanz ohne Musik.

Als der Fahrstuhl plötzlich weiterfuhr, standen sie still. Ihre Stirn an seiner Brust. Sein Herzschlag noch spürbar.

„Ich wohn nur zwei Stockwerke unter dir“, sagte er beim Aussteigen.

Sie drehte sich um. „Ich weiß.“

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